Tobey, Mark

Der amerikanische Maler Mark Tobey gilt mit seinen dichten, kalligrafischen Werken als Pionier des abstrakten Expressionismus. Der berühmte Künstler Jackson Pollock unterstützte ihn zeitlebens in seinem Schaffen. Tobeys Stil unterscheidet sich jedoch sehr von dem seiner Malerkollegen. So war Tobey stets der Auffassung, dass die Malerei eher aus der Meditation, als aus der Aktion komme.
 

Mark Tobey wurde 1890 in Centerville in Wisconsin geboren und studierte von 1906 bis 1908 am Art Institute of Chicago wo er zum Baha'i-Glauben konvertierte. Während er nach seinem Studium als Illustrator für Modezeitschriften wie die Vogue in New York arbeitete, waren seine Werke figurativ geprägt. Im Jahr 1922 zog es ihn nach Seattle, wo er bis 1925 als Dozent am Cornish College of the Arts lehrte.
 

Auf seinen unzähligen Weltreisen verweilte er längere Zeit in Kyoto. Dort erlernte er in einem Kloster die Zen-Malerei, die Haiku-Poesie und die Kalligraphie. In dieser wichtigen Schaffensphase entwickelte er den "White Writing"-Stil, indem er weiße oder leicht kolorierte, kalligrafische Symbole auf einem abstrakten Feld überlagerte. Diese Formensprache, in der er viele kleine, miteinander verbundene Pinselstriche auf einer abstrakten Fläche abbildet, findet sich auch in seinem umfassenden und innovativen druckgrafischen Ouevre wieder, darunter in zahlreichen farbigen Lithographien. Helle Flächen werden von filigranen, netzartigen Strukturen durchkreuzt und gleichzeitig gebunden.
 

Als Tobey 1944 erstmals seine White Writing Paintings vor großem Publikum in der Willard Gallery in New York zeigte, machte ihn das zu einem bekannten Künstler in den USA. 1951 eröffnete eine große Einzelausstellung im Whitney Museum in New York. 1958 erhielt er den Internationalen Preis für Malerei der Biennale in Venedig und stellte 1959 sowie 1964 bei der documenta II und III in Kassel aus. Später wurden Tobeys Werke zu einer Retrospektive im Smithsonian Museum und der National Gallery of Art in Washington DC gezeigt, und es folgten aufsehenerregende Ausstellungen im Museum Folkwang in Essen und der Fondation Beyeler in Basel.
 

Dem 1976 in Basel verstorbenen Wegbereiter des amerikanischen Abstrakten Expressionismus verdanken wir ein beeindruckendes grafisches Oeuvre, das voller Präsenz mit künstlerischer Kraft eine Tür zu Traumwelten öffnet.