Delaunay, Sonia

Sonia Delaunay geb. Terk nahm nach der Heirat mit Robert Delaunay dessen Namen an. Sie ist eine wichtige Figur der Pariser Schule und eine der berühmtesten Frauen in der Kunstgeschichte. Sie war übrigens die erste Frau, die im Louvre ausgestellt wurde. Die beiden Künstler, Aushängeschilder ihrer Generation, sprangen auf den Zug der Abstraktion auf und gaben ihm eine eigene Richtung, indem sie den Orphismus, eine Art geometrische Abstraktion des Lichts, begründeten. Tatsächlich wird bei den Delaunays, vor allem bei Sonia, das Prisma des Lichts auf der Leinwand in farbige geometrische Massen zerlegt. Hier ein Kreisbogen, dort ein Dreieck: All diese Formen geben das in Regenbogenfarben gebrochene Licht zu sehen.
 

Unter dem Eindruck dieses Phänomens prägte Guillaume Apollinaire den Begriff "Orphismus" in Anlehnung an Orpheus, den mythischen Dichter, der mit seiner Leier selbst träge Steine betörte. Während der Beginn von Sonia Delaunays Werk von einem expressiven Fauvismus mit gesättigten Farben geprägt ist, wird sie durch die Begegnung mit Robert Delaunay in diese so charakteristische, geometrische und doch entschieden lyrische Abstraktion umschwenken.
 

Das grafische Werk der Künstlerin ist eine Antwort auf ihre malerischen Recherchen, indem sie ihre Leitmotive und -farben erkundet. Die Abstufungen sind in ihren Werken weniger präsent als in seiner Malerei, die Farben sind reiner und verstärken die Wirkung ihrer Kompositionen. Radierungen, Lithographien und andere Techniken bereicherten die Palette von Sonia Delaunay. Zu ihrem Schaffen gehören mehrere Portfolios und insbesondere eine wunderbare Zusammenarbeit für ein Gedicht von Blaise Cendrars, das sich einen festen Platz unter den schönsten illustrierten Büchern erobert hat. Bisher ist ihr grafisches Werk noch nicht Gegenstand eines Catalogue raisonné. Sonia Delaunay hat ihr gesamtes druckgrafisches Werk dem beneidenswerten Centre Pompidou vermacht, wo auch einige erstaunliche (sehr) großformatige Gemälde zu sehen sind.